Mit meinen 17-Jahren hab ich im Leben wohl noch nicht genug erlebt, um unglücklich sein zu dürfen. Dafür ist mein mehr oder weniger enorm behütetes Leben einfach viel zu untraurig. Ich hab tolle Eltern, die für ihr Alter auch noch richtig cool sind und nur ab und an ein bisschen den inneren Spieser rauslassen. Wir haben ein großes Haus und einen schönen Garten. Ich hab dieses Art von Freunden, bei denen ich so absolut dankbar bin, weil sie eben meine Person zu 100% tolerien und auch einmal die anstrengenden Tage mit mir überstehen. Die haben ein großes Herz, auch für die anstrengende Sorte Mensch.

Und gerade deswegen sollte ich eigentlich immer noch in der Lage sein die restlichen Menschen, hier in der Umgebung einfach auszublenden und meine Energie nicht dafür zu verchwenden mich über sie aufzuregen. Ihr müsst wissen, es lebt hier an diesem netten Ort DawoderPfefferwächst, schon die Ausgeburt der konservativen Menschheit. Der Ort in dem meine Schule liegt ist noch ein Stück größer aber nicht im mindesten besser, was die Toleranz und Weltoffenheit angeht.

Ich hatte schon im zarten Alter von 14 Jahren meine großen Probleme mit dieser Einstellung aber irgendwann in der Zwischenzeit hab ich dieser »Emotionalität für die Gerechtigkeit und eine bessere Welt« eine Pause gegönnt und deswegen hat mich die Unzulänglichkeit meiner Klassenkameraden dann fast schon belustigt. Aber dann kommen wieder diese Momente und ich möchte schreien vor Frust. Geht’s noch?!

Eine kurze Geschichte, aus unserem Alltag:

Wir haben im Moment die Probeshirts für die Abishirts da und alle probieren sie, um die richtige Größe zu erörtern. Und eine Klassenkameradin mit einer sehr bestimmerischen Art, die wirklich immer und überall ihre Meinung vertritt (kurzum eine der interessanteren Personen im Leben) und nicht unbedingt bei diesen recht einfältigen Freunden des Alkohols beliebt ist (vor allem die Jungs fürchten sich vor ihr, weil sie stärker und beeindruckender ist als jedes arme Würstchen unter ihnen). Sie hat eben auch eines der T-Shirts anprobieren wollen. Und da sie eben nicht so zimberlich und prüde ist, wie alle anderen, zieht sie zum Probieren eben auch das T-shirt aus und steht dann zum Schrecken der Primaten im BH da! DAMDAMDAAA!

Nein, hat sie nicht getan, wie kann sie sich soetwas erlauben!

Eben genau die gleichen Jungs, die halbnackte Frauen als Sperrbildschirm auf ihrem Smartphone besitzen und die Kalender der Bikinimodels nicht unbedingt abstoßend finden. Eben genau diese Jungen sitzen dann in der Gruppe zusammen und kommen mit Sätzen, die mich innerlich an einen Vulkanausbruch erinnern.

Das macht ein Mädchen nicht. Das macht ein anständiges Mädchen nicht!

Im nächsten Moment musste ich leider den Raum verlassen. Denn ganz ruhig Itchy, mit Dummen diskutieren bringt nichts und frustriert nur noch mehr. Und das schlimmste daran waren vielleicht nicht mal unbedingt die Jungen, nein das auch noch eine Gruppe Mädchen daneben stand, die wirklich nichts besseres tun konnten als dieses Verhalten des Mädchens (neben bei bemerkt: gleiches Geschlecht!) ebenso abzuurteilen, wie ihre männliche Komponente.

Was im BH, oh gott wie abartig!

Ist diesen Menschen überhaupt auch nur einmal in den Sinn gekommen, was sie da reden? Die Tatsache, dass ein Junge auch einfach sein T-shirt ausziehen darf, ohne mit einer derartigen Diskussion zu rechnen, wird vollkommen außer Acht gelassen. Und dann bedenke man doch wirklich einfach mal, dass ein Büstenhalter genau das Gleiche ist, wie ein Bikini-Oberteil im Schwimmbad und dem sind sie ja wohl ebenso wenig abgeneigt wie den Bildern leicht bekleideter Frauen. Und die Mädchen, die es doch eben wissen sollten, dass dies der Fall ist. Vielleicht empfinde ich das wirklich noch am Schlimmsten. Meiner Meinung nach ist dieses ekelhafte Wettbewerbsdenken unter Frauen und Mädchen wirklich nur noch traurig. Und jetzt ist meine Wut auch wieder ein wenig abgeflaut. Nach außen hin, im Inneren lodern die Flammen hoch!

Und jetzt werde ich mich wohl meiner inneren Unruhe hingeben und wilde Träume leben, denn nur wer in Flammen steht, kann eine Idee in Brand setzen!

I’m out and over

Itchy

Share it, Baby!