Peace maaaan,

meine Augen sind bisweilen mt etwas zu großen Pubillen versehen, verlangsamte Reaktion und ein dümmliches Grinsen trage ich immer als Accessoire und wenn jemand meine Person sieht, trage ich meistens eine schlabbrige Hose, ein kunterbuntes Blumenkleid und ein etwas sehr kräuteriger und illegaler Geruch umwirbelt mich. Ich bin ein riesen Fan von Symbolen, vor allem das ☮ und das ☯ machen mich ganz verrückt und ich zeichne sie ganz reflexartig überall hin. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten arbeitslos und kiffend im nächsten Park mit meinen Freunden, während wir zu fast einschläfernder Musik mit immer dem gleichen off-beat nach vorn und wieder zurück wippen. Yoga ist meine liebste Sportart und duschen ist ein Wort und ein Akt, der mir absolut unbekannt erscheint. Was ist eine Bürste?

cimg4970Ich bin Freund und begeisterter Anhänger des ausgelebten Klischees auf ironischer Ebene. Ich bin kein Anti-Hippie, meine Musik ist eine Mischung aus Rock, Indie-Rock und Folk und meine Abneigung von fehlenden Waschmöglichkeiten, grenzt an einem Hygienefimmel. Ich habe meine Haare zu verfilzten Schnüren auf dem Kopf und die kreativen Spitznamen, wie Tingeltangle Bob, Bob Marley, Pommeskopf oder Öko-Freak im Ohr.

Bekenntnisse sind doch jetzt total im Trend, mein Coming-Out ist hier und jetzt: Ich bin ein Dreadhead, ein Mensch, dessen Haare in verfilzte Zöpfe verarbeitet wurden. Der momentane Stand meiner Haare würde mit den Adjektiven verwuschelt, vulominös und wild wohl die Beschreibung sehr gut treffen. Ich mag zwar nicht nur Reggae, aber ich schätze das eine oder andere Lied aus diesem Genre, meine liebste Farbe Grün ist nicht etwa aus der großen Liebe zur Natur und der Fauna und Flora so, sondern einfach, weil sie angenehm in meinen Augen erscheint und ich sie ästhetisch ansprechend finde. Man könnte mich zurrecht einen Hippie nennen, weil ich tatsächlich rein äußerlich ganz gut in die allgemeine Vorstellung eines solchen Menschen passe (das mit den Haremshosen und den Haaren ist wirklich wahr), aber ich lasse mich nicht so gerne in ein Muster drücken. Ich bin ein Bücherdrache, ein Schreiberling, eine Spaziergängerin, manchmal eine Musikerin, eine Schülerin, ein Mädchen, ein Mensch. Von allem ein bisschen und nicht nur ein Hippie!

Aber eigentlich wollte ich hier über meine erneute Dreadheadumwandlung sprechen und nicht unbedingt über die vorherrschende Flut an Vorurteilen, die es, einmal am Rand, nicht nur bei Hippies gibt, sondern bei allen »Gruppen«, die nicht der »Norm« entsprechen. Nur mit den Hippies kann ich persönliche Erfahrungen verknüpfen.

Mit 15 Jahren, durch den Einfluss meiner lieben Ökoeltern und meiner festivalwütigen Schwester habe ich mich entschieden, dass man in einer konservativen und von Vorurteilen nur so geprägten Welt, wie meiner Schule oder Umgebung, ganz dringend ein Zeichen setzen muss, damit mal einige ihre Augen öffnen. Denn zu diesem Zeitpunkt hatten wir an unserer Gesamtschule nur circa drei Menschen, die sich ein bisschen schwärzer anzogen und vielleicht den einen oder anderen Menschen, der seine Haare ein bisschen punkig bunter, abseits der natürlich vorkommenden Haarfarben färbte. Aber nicht einer hatte eine raue und kratzige Filzfrisur, die mein Vater immer gerne mit einem Abstreifer vergleicht.

Demnach haben wir ein Zeichen setzen müssen, aber natürlich auch, weil ich es witzig und cool und schön finde.img_0172 Und während ich am Anfang wirklich noch wie ein Idiot mit Antennen ausgesehen habe, war das dann nach ca. einem halben Jahr schon fast ansehlich. Man darf sich dann schon den einen oder anderen unhöflichen Starr-Blick oder etwas zu laute Lästerattacken meiner Mitmenschen vorstellen. Genauso, wie man davon ausgehen muss, dass einen die Welt für einen Menschen hält, wie oben beschrieben. Aber wir haben ja bekanntlich genug Selbstvertrauen, um das zu stemmen 😉

Im Zuge meines Bolivienschüleraustausches habe ich sie mir dann abgeschnitten, hatte die abartigste Kurzhaarfrisur meines Lebens und sah ungefähr so bescheuert aus, wie man sich eben mit einer Pumuckelfrisur in Straßenköderblond fühlt. Ich wollte nicht, dass meine Gastfamilie da irgendwie Scherereien bekommt, nur weil ich ein Rebell sein muss (einige Bolivianer sind fast so konservativ, wie die Menschen hier – Yeah!)

Und jetzt, ungefähr genau ein Jahr, nachdem ich wieder zu Hause bin, waren meine Haare dann wieder so weit, dass ich so gelangweilt und genervt von dem einfachen-nach-unten-fallen war, dass meine Privatfriseuse (meine sooo begabte Schwester – sie hat mich nicht gezwungen das zu schreiben) sich wieder ein Herz gefasst hat und in den sechs Wochen Ferien immer wieder, wenn sie Zeit hatte, meine Haare weiter zu einer verfilzten Explosion zu tubieren. Zwei Tage vor Schulbeginn wurde die letzte Strähne meines stinknormalen Haares zu ultracoolen und sowas von atembreraubenden Dreads verwandelt. Und jetzt werde ich wieder blöd angestarrt, die Kommentare sind bis jetzt fast alle positiv (meine Gitarrenlehrerin meinte nur: »Deine schönen Haare!!«) und ich schau wieder aus, wie Puck aus »Ein Sommernachtstraum« von Shakespear. Und deswegen sollte ich wohl auch endlich meinen Text üben… 🙂

img-20150831-wa0029Aber um niemanden zu verunsichern, jeder darf seine Meinung zu Dreadlocks haben. Ob er oder sie das jetzt absolut hässlich findet oder eigentlich doch ganz witzig, bleibt jedem selbst überlassen, nur Kommentare, wie »Iiiih, wie ekelhaft!«, sind nicht notwendig: Auch die Dreadheads waschen ihre Haare wie normales Haar regelmäßig und überhaupt kümmert sich wahrscheinlich niemand so lange und zeitaufwändig um seine Haare, wie unsereins.

Und ihr? Was ist deine Meinung zu diesen Haaren? Und würdet ihr euch das auch mal machen? Oder wie tragt ihr eure Haare am liebsten? Schreibt mir!

Liebste Grüße und peace out  ✌ !
Itchy

Share it, Baby!