Tatsächlich hatte ich gestern und was weiß ich wie viele Schüler in Bayern ihren letzten Schultag für das Schuljahr 2014/15 und für mich und fast alle anderen Schüler, die nun ihr letztes Schuljahr antreten, sind es die allerletzten Sommerferien und der letzte gewöhnliche letzte Schultag. Und das macht mich wirklich ein bisschen panisch und natürlich wollen wir nichts geringeres, als ein bissche Mitleid, damit ich mich wieder ein bisschen besser fühle und wieder auf die Beine komme, damit ich eben jene letzen Ferien auch wirklich vollständig ausnutzen kann. Und während der Großteil sich jetzt auf 6 Wochen Ruhe, Entspannung, Spaß und Party (aber hart) freut, graut mir auch neben meiner Freude. Denn mein Gewissen erinnert mich immer wieder in sicheren Abständen an die nicht geschriebene Seminararbeit, die ich in diesen Ferien fertig schreiben werde. Das und noch mehr, denn ein Abitur schreibt sich nicht von alleine… da muss unsereins, der nicht ganz so fit ist in diesem ganzen Mist (der sich »wichtiger Stoff zum Erhalten der allgemeien Hochschulreife nennt«) auch mal ein bisschen Englisch-Grammatik aus der 5., 6. und 7. Klasse auffrischen, Kunst und Reli ein bisschen durchblättern und auch die eine oder andere Abituraufgabe in Mathematik lösen. Man merkt wohl, dass ich sicher so fleisig sein werde und mehr als die Hälfte dieser wunderbarguten Vorsätze werden sich sicher spätestens ab der Mitte der Ferien in nichts auflösen. Wirklich traurig, wie wir das Klischee der faulen Schüler zu Tatsachen werden lassen.

Aber auf der anderen Seite stehen auf meiner »Die letzten GROSSEN Ferien – Liste« auch noch das Nähene sämtlicher cooler Kleidungsstücke. Es werden nämlich wieder Latzhosen angesagter und (natürlich nur deswegen) muss ich mir mindestens 2 nähen, meinen angefangenen Poncho noch fertig das Futter vernähen und einen Umhang nach Mittelerdebeispiel, auf den jeder Hobbit im Auenland neidisch wäre.

Für den Literaturwettbewerb in Mittelfranken eine Kurzgeschichte und für Abizeitung noch Kursberichte schreiben und Nothing Else Matters von Metallica endlich auf der Gitarre beherrschen. Das Leben ist schon schwer. Ich hatte schon lange nicht mehr eine so volle Liste an wichtigen Dingen zu erledigen und die Tage in der 7. Klasse als einem in den Ferien noch langweilig war, sind wie ein ferner Traum (was sie auch wirklich sind: fern).

Was werden wir alt. Was werden wir alt. Aber bevor diese Ferien beginnen können (ja eigentlich haben sie schon begonnen aber realisiert habe ich es noch nicht). berichte ich lieber noch von meinem letzten Schultag:

Jedes Jahr aufs Neue haben wir an unserer Schule von 7.30 Uhr- 9.00 Uhr ein letztes Meeting. Wir treffen uns eigentlich in unserem Klassenzimmer und dort wartet unser Klassenleiter und labert unnötiges Zeug. In der Oberstufe trifft man sich in einem Raum der groß genug für 52 Schüler ist (ja wir sind ein kleines Gymnasium an einer Gesamtschule) und unser Oberstufenkoordinator kommt ersteinmal ca. eine halbe Stunde zu spät und in dieser Zeit haben wir schon die endlich angekommenen Abipullis und Abishirts an alle verteilt und warten darauf, dass wir noch das Notenpapier und den Jahresbericht bekommen. Wenn du zu den ältesten Schüler der Schule gehörst ist das Kennen anderer Schüler meist eher Einbildung und man guckt seine Klassenfotos und die Fahrtenberichte an. Entdeckt ein paar gut gemalte Bilder aus der Klasse, von Freunden und (dieses Jahr endlich mal) auch eines von mir selbst: Zwei Gummibärchen mit Aquarellfarben.

Und wir an unserer Schule haben noch die wunderschöne Tradition (also ich finde sie schön), das macht nicht jeder und in unserem Jahrgang sind sie auch alle viel zu cool um das noch zu machen: Wir rennen im ganzen Schulhaus herum und suchen Freunde und Lehrer, die man dann bittet auf dem Cover oder auf der ersten Seite zu unterschreiben. Das ist schön und hat auch etwas berauschendes, denn die Ferien beginnen, unten im Zentrum der Schüler (bei der Sitzmulde) hat man riesige Boxen aufgebaut und Musik schallt durch die Gänge, alle sind aufgedreht und die Vorfreude ist greifbar und alle springen herum und treffen auf die Bekannten und auf Lehrer, die die Schule verlassen und man besorgt sich noch eine Unterschrift. In diesem Jahr habe ich die Lehrer um Widmungen gebeten und von so einigen auch etwas wirklich schönes bekommen. Manche sind eben doch menschlicher, als man denkt. 😉 Und doch tatsächlich kreativ!

abipulli

Kurz vor 9.00 Uhr dann, trifft man sich wieder, um das abschließende Papier zu bekommen, die Stufenbesten werden noch schnell genannt, Bigband- und Schulspielmenschen werden noch mit Schockolade geehrt und das ist doch schön.

Und dann versuchen wir schon mit einer Geschwindigkeit, die an einen Orkan erinnert raus zu den Parkplätzen zu eilen, den Abipulli immer noch angezogen, wo wir den kleinen Subaru-Bus des Papas suchen, denn wir mussten noch für das Mittagessen einkaufen und dann fühlt man sich so leicht, wie schon lange nicht mehr, denn Ferien bleiben Ferien und das Wort zergeht fast wie Jogurteis auf der Zunge und hinterlässt nur eine angenehme Kühle an den Zähnen. Und wir wissen, dass in den ersten Wochen noch unser kleines Glücksgefühl anhält. Und dann bemerken wir, dass wir uns jetzt 12. Klässler schimpfen dürfen und dass sich das eher wie ein Schwarm Heuschrecken im Mund anfühlt, weil wir in weniger als einem Jahr das Abitur schreiben und ein neuer Abschnitt im Leben anfängt. Das Leben schwirrt an uns vorbei und wir müssen endlich mal wieder die Leine finden, an der wir uns festhalten können. Man kann nicht ewig im Nichts herumtreiben.

Man sieht sich wieder, weil die Welt sich dreht.

Liebste Grüße

Itchy

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