Der Beste fängt fast immer früh an, denn Übung macht den Meister und vor allem im kreativen Bereich ist es ohne das selbstkritische Überdenken der Arbeit meist nichts.
Wenn du im zarten Alter von 9 Jahren in den alten Computer, den du dir mit deiner Schwester teilst, auf der Tastatur mit den hohen Tasten und nur mit zwei Fingern etwas tippst, das in deinen Augen das nächste große Ding werden kann, dann nennt man sich leichtfertig eine Autorin und schmückt sich auch gerne vor allen Freunden und der Familie mit diesem Titel.
Jahre später, wir sind bereits Teenager sind wir vorsichtiger und bringen nur noch mit leicht ironischen Unterton das blöde Wort »Möchtegern-Schriftstellerin« über die Lippen. Denn schließlich haben wir bereits Sachen geschrieben, die wir auch nach 15 Seiten wieder aufgegeben haben: mal ehrlich als Kind fand ich es spannend und interessant am Amazonas entlang zu wandern und mitten im Wald eine Art »Ninja-Kolonie« zu entdecken. (Wie gesagt, es waren nur 15 Seiten, aber ein ganzes Notizbüchlein voller bescheuerter Infos).
Ich finde selbstgebastelte Notizbüchlein über meinen ersten beendeten Roman, ein Fantasyroman, mit eigenen Spezies, eigener Landkarte und einem Helden der nicht nur die mögliche männliche Version meiner selbst ist, sondern auch noch dieses große Problem der Rettung seines Landes aufgedrückt bekommt. Und während ich mir mit meinen ca. 14/15 Jahren eingebildet habe, ich würde irgendwie eine ganz neue und noch nie dagewesene Auflösung dieser Problematik darbringen, habe ich ein Klischee an das andere gehängt, von den wunderschönen Menschen geredet, die sich eben in den Jugendromanen so finden und Feenähnliche Wesen erfunden, die einfach einen anderen Namen bekommen haben.
Ich hab es beendet, bis zum Epilog getippt, in der Zwischenzeit natürlich überarbeitet und dann wieder für irre bescheuert befunden und schlussendlich einfach belassen und vielleicht tatsächlich aufgegeben.
Wenngleich aufgeben sicher nicht negativ gesehen werden kann: schließlich ist es nicht einfach nur ein Text, der nie beendet wurde: es ist sicher nicht gut und es gibt Logikfehler, aber wir lernen die Personen kennen, allesamt natürlich noch sehr oberflächlich, aber ich betrachte diesen 257 DinA4-Seitigen Roman als eine Übung, als Beispiel, dass ich es eigentlich besser kann und nur einfach, in meiner Unerfahrenheit nicht lange genug vorher geplant habe. Vielleicht hat jeder Bestseller-Autor Zuhause noch diese merkwürdigen ersten Übungen und wir wissen nur nichts davon. Vielleicht nehme ich mir auch irgendwann noch einmal dieses Wunderwerk der Fantasie vor und versuche etwas Meisterhaftes daraus zu machen. In meinem »Geschichten«-Ordner trägt sie den liebevollen Namen »Eine klischeehafte Öko-Traumtyp-und-Elfengeschichte« und das trifft es vielleicht am besten.
Das Schreiben eines Romas muss gelernt sein und erfordert so viel mehr Arbeit, als man sich wirklich vorstellt. Aber in eben jener gewissen Hinsicht (die für mich wirklich zählt) bist du mit einem Buch unsterblich, denn komme was wolle, irgendwer hat, sobald es veröffentlicht ist, einen Teil deines Innersten im Regal stehen. Und so lebt ein Teil ewig und das Vergessen ist erfolgreich bekämpft.
Denn in der Hinsicht bin ich ganz und gar nicht wie Hazel Grace, sondern zu 100% Augustus Waters: Ich habe Angst vor dem Vergessen und deswegen ist einer meiner größten Träume, einen Roman zu veröffentlichen, der die Menschheit berührt und vielleicht eine Weile nicht mehr loslässt und wenn es auch nur einer wird, dann bin ich schon froh und kann unbesorgt sterben, denn wer etwas mit Herzblut Geschriebenes zurücklässt, ist niemals wirklich tot!
Es lebe das ewige Leben und das Erinnern und auch die Geschichte an sich, denn wir sind das Wort und das Wort sind wir!
Habt ihr euch auch schon einmal an einem Buch versucht? Schreibt ihr im Moment etwas? Wie kommt ihr voran? Mit Etappen oder eher kontinuierlich? Wie organisiert ihr euch? Mit Pinnwänden oder einfach das geheime Notizbuch?
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