Vor so ziemlich genau 2,5 Wochen hat sich wieder einmal der Tag meiner Geburt gejährt.
Wir sind jetzt 19 Jahre alt, kommen uns tatsächlich auch endlich mal krass erwachsener vor und sind irgendwie trotzdem ein bisschen neben der Spur.
An besagtem Tag war das Gefühl des älter werdens nicht so wirklich da, denn wenn dir dann um 0.00 Uhr die lieben Waldmenschen eine wunderbar bescheuerte Geburtstagsnachricht schicken und du darauf nur mit Sarkasmus und ein paar Emojis reagieren kannst, dann ist das zwar echt schön, aber auch nur so halb Geburtstag.
Denn du wachst nicht auf, gehst in die Küche und Mama schmeist den grausamen Geburtstagstusch an, wie eigentlich schon immer.
Du isst nicht etwa schon mal ein Stück vom russischen Zupfkuchen, den es jedes Jahr an deinem Geburtstag gibt.
Du hältst nicht die Blödmänner von Klassenkameraden auf, sobald sie von deinem Ehrentag wissen, einen jeden Lehrer davon zu überzeugen, dass dir alle ein Lied schmettern müssen (immerhin ist das ja auch überhaupt nicht eigennützig, um den Unterricht zu verzögern).Du kommst auch nicht Mittags nach Hause und wartest auf die Verwandtschaft, mit denen du dann erst nochmal Kuchen isst, sämtliche Playmobilsachen vom Dachboden holst oder zusammen Ubongo bis zum Umfallen spielst.
Du fällst auch nicht am Abend vollkommen erschöpft ins Bett und strahlst trotzdem noch.
Stattdessen bist du am Morgen deines 19. Geburtstags etwas neben der Spur, vergisst auf dem Rausweg deine Kopfhörer, machst dich dann auf den Weg zur Arbeit durch diese graue Kleinstadt, die du vorrübergehend deinen Zweitwohnplatz nennst und landest auf der Arbeit, wo alle erst ganz geschäftig wirken und dann nachdem etwas weniger wichtiges geklärt ist, stellen sich deine Arbeitskollegen auf und singen “Happy Birthday” für dich.
Dann überreichen sie dir einen total süßen Gutschein für einen Kinobesuch inklusive Popcorn und Spezi (ich bin großer Spezifan!) und du musst noch eine Stunde später grinsen.
Den ganzen Tag auf der Arbeit bekommst du dann nette Nachrichten von deinen Freunden und der Familie und hast dann noch bis um 19.00 Uhr zu tun, weil ja noch eine Reportage über die Tanzgarde aufgenommen werden muss.
Nach den Aufnahmen setzt du dich aber endlich fast schon zu müde, aber voller Vorfreude ins Auto und fährst die zwei Stunden in die Heimat, um da von den Eltern in die Arme geschlossen zu werden und ersteinmal gemeinsam mit einem kleinen Gläschen Eierlikör anzustoßen.
Noch nie in meinem Leben hab ich meinen Geburtstag am offiziellen Tag so wenig gefeiert und ich fand es erstaunlich gut den Tag der Existenz nicht direkt am Tag der Existenz zu feiern. Wir haben dann den Tag drauf gefeiert, dass ich jetzt 19 Jahre zähle und da genauso wie immer und das war super, weil nicht am laufenden Band das Telefon geklingelt hat, sondern viel mehr alles entspannt war.
Jetzt bin ich 19 Jahre alt und das auch schon fast 3 Wochen lang und es fühlt sich gut an und wirklich fast schon ernstnehmbar, denn nicht mehr lange und ich bin kein blutiger Anfänger mehr.
Eine tolle Kollegin (die mir ein Harry Potter-Ausmalbuch geschenkt hat!!) meinte, dass sie findet, dass man mit 18 noch so »Hach, süß 18, gerade so nicht mehr Teenager« ist und mit 19 schon eher »solide 19, das ist ein Mensch der ins Leben startet, aber schon auch wirklich krass cool ist« (also der letzte Satz ist von mir…) und genau so geht es mir. Ich bemerke nun, dass ich mich tatsächlich abhängig von einer winzigen Zahl (und einem Jahr) erfahrener und selbstständiger, in mir ruhender fühle.
Manchmal überrennt mich das dann auch und ich wanke für einen Moment, oder mir geht alles zu schnell, wie gerade jetzt. Alles geht so schnell und reisend und mir schwirrt der Kopf. Mir ist nicht mal nur metaphorisch schwindelig, wenn ich aufstehe, wenn ich die Augen schließe oder wenn ich um eine Ecke biege.
Als würde auch mein Körper nicht mehr so ganz durchblicken was passiert, ein bisschen wie Schleudertrauma nur nicht so negativ oder nicht so klar.
Wir hatten in der letzten Woche unser zweites FSJ-Seminar mit dem Thema Identität und da gibt es doch diese Karten mit den Wesen, die mal ausschauen wie Toast, mal wie eine Kartoffel, mal wie ein Marshmallow und die geben alle eine Stimmung wieder und genau da ist mir aufgefallen, dass ich mich schwindelig fühle:
Die Zeit rennt, mein Kopf rennt, mein Leben rennt und das immer schneller und wilder und manchmal drehen sie auch alle zusammen Ehrenrunden, weil sie ja nicht zu schnell sein wollen, weil das nicht gut geht und dann wird mir ganz schwündelig, weil…
… ja weil halt.
Vielleicht sollten wir diesen Blogeintrag hier beenden.
Das ist ein Verwirrungspost, weil sich die Welt manchmal zu schnell dreht und wir es ja doch nicht schaffen mitzuhalten und deswegen sollten wir nicht immer wie verrückt versuchen mitzuhalten, weil das viel zu viel ist.
Ich werde mich jetzt für einen Moment entspannt an den Spielfeldrand setzen, ein paar Flaschen Wasser trinken und meinen Hochroten Kopf dabei abkühlen lassen.
Nicht alles ist ein Wettrennen, aber alles ist eine Schlacht und manchmal muss man sich und seine Schar zurückziehen, um dann wieder gestärkt und gefestigter in den Tag zu starten.
Hi, mein Name ist Itchy und ich ruhe mich jetzt nochmal ein bisschen aus, bevor ich wieder voll durchstarte.
Peek-A-Boo
Stopfi
Nachträglich alles Liebe und Gute zum Geburtstag! Viel Gesundheit, Glück, Freude, Lachen und noch vieles mehr!! <3
freidichterin
Dankeschön 🙂
booklove2024
Alles alles gute nachträglich!!!
freidichterin
Dankeschön 🙂
wordBUZZz
Ich bin so unheimlich froh, dass dieses Liedersingen aufgehört hat. Es war jedes Mal der reinste Albtraum zumal gerade Töne trotz Chorkinder eine Seltenheit waren. Verwandtschaft war mangels Verwandtschaft zum Glück auch nie anwesend: Dennoch Herzlichen Glückwunsch nachträglich!
Ich stehe übrigens auf deine Karte mit dem verwirrten Wesen, ich fühle mich genau so nur jünger….
freidichterin
Dankeschön 🙂 ♡
Das verwirrte Wesen ist “Der Schwindel” und stellt fast alles dar, was ich bin und wie ich gerade bin.
Der Schwindel beschreibt so viel.
FEBRUAR 2017 | freigedichtung
[…] Februar: 19 – und jetzt? 09. Februar: Charlotte Bronte – Jane Eyre: eine Rezension 10. Februar: Crescent Moon Darnel […]
FEBRUAR 2017 – freigedichtung
[…] Februar: 19 – und jetzt? 09. Februar: [Rezension] Charlotte Bronte: Jane Eyre 10. Februar: Crescent Moon Darnel – a […]