Arcade Fire, das ist wohl die Band über die ich richtig schön gestolpert bin und jetzt festhänge. Bei »We Exist« hat mich das Musikvideo zuerst gepackt, dann die Musik.
»But we exist
Daddy it’s true, I’m different from you
But tell me why they treat me like this?
If you turned away, what would I say«
Arcade Fire ist eine Indie-Rockband aus Kanada, Québec, die bereits zahlreiche Preise gewonnen haben.
Win Butler hatte 2000 nach einer Reise von Texas über New York bis nach Montreal alle Mitglieder der Band sozusagen »eingesammelt« und zwei Jahre später war dann die offizielle Gründung. Mit ihrem ersten Album »Funeral« haben sie gleicheinmal eingeschlagen wie eine Bombe. Seitdem hat die Band drei weitere Alben veröffentlicht und sie werden nicht nur von ihren Fans gefeiert, sondern auch von vielen Menschen des öffentlichen Lebens.
Alle Bandmitglieder können mehr als ein Musikinstrument spielen und wenn sie live auftreten kommt es manchmal auch vor, dass mit allen möglichen Gegenständen, die auf der Bühne zu finden sind, Musik gemacht wird. Der Bandname »Arcade Fire« war eine Idee des Bandgründers und Leaders Win Butler, dem auf dem Internat, das er und sein kleiner Bruder Will (ebenfalls Bandmitglied) besucht haben, eine Geschichte erzählt wurde, in der jemand eine Arkade angezündet hat in Exeter. Nicht wirklich special, aber schon irgendwie passend für eine Indierockband – so richtig schön nichtssagend und trashig, hauptsache es klingt tiefsinnig.
»We Exist« wurde 2014 auf dem Album »Reflektor« veröffentlicht. Win Butler war gerade zum ersten Mal Vater geworden und hatte eine Unterhaltung mit einem jamaikanischen Jungen, der ihm geschildert hat, wie schwer er es hat, als homosexueller Junge auf Jamaika anerkannt zu werden.
Lyricsverse, wie »Daddy don’t turn away. I’m so scared.« hat er aus dieser Unterhaltung mitgenommen und »We Exist« geschaffen.
Das Lied ist schon sehr packend, aber das Musikvideo hat noch sehr viel mehr Emotionen zu bieten. Das Video zeigt eine junge Transgenderfrau (es ist Andrew Garfield, aber das spielt hier keine Rolle), die sich die Haare abrasiert, eine blonde Perücke aufsetzt und anzieht für einen Tanzabend. Sie trägt zerfetzte Jeansshorts und ein Bauchfreies Hemd, wie man es zum Line-Dance anzieht.
Der Regisseur Davide Wilson betonte in einem Interview, dass er das Styling genau so wollte, weil es nicht überfeminin wirken sollte, weil es ein riesiges Spektrum an verschiedenen Genderidentifikationen gibt – es ist nicht immer schwarz und weiß. Außerdem könnte es das erste Mal sein, dass die junge Frau sich so feminin in der Öffentlichkeit zeigt und es mit kleinen Schritten wagt, was vollkommen in Ordnung ist!
Im Verlauf des Videos geht die junge Frau in einen Club (dem Stil nach vermute ich eine Countrybar) und erntet viele abschätzige Blicke. Als ein junger Mann sie zum Tanz auffordet, ist sie sehr misstrauisch und nachdem mehrere Männer auf sie zukommen und dann anfangen sie zu verprügeln, ist das wohl gerechtfertigt. Der Club wird dunkler, die Schläger verschwinden und die junge Frau tanzt emotional geladen, sie möchte ausbrechen und ist gleichzeitig frustriert und schmerzerfüllt.
Laura Jane Grace, die Sängerin der Band »Transgender Against Me!« schrieb auf Twitter:
»Dear Arcade Fire, maybe when making a video for a song called ‘We Exist’ you should get an actual ‘Trans’ actor instead of Spider-Man?«
Der Song soll laut Arcade Fire speziell ein Lied für alle homosexuellen Jugendlichen in Jamaica sein, weil die Antigay-Kultur gerade in diesem Land ziemlich groß ist, das wird auch in der Musik gespiegelt und in vielen bekannten Liedern wird eine homophobe Botschaft gesendet – Gewalt gegen homosexuelle Jamaicaner ist keine Seltenheit!
Laut Win Butler wäre das Video ohne Andrew Garfield gar nicht entstanden:
»Once something gets on the Internet, it works its way into people’s lives in a way that I think is pretty powerful. For a gay kid in Jamaica to see the actor who played Spider-Man in that role is pretty damn powerful, in my opinion.«
Arcade Fire singt aus der Sicht eines Menschen, der anders ist als die anderen und entsprechend von den anderen angestarrt und gemieden wird, bzw. schlecht behandelt wird. Das lyrische Ich erklärt dem Vater, wie man leben kann, wenn man so behandelt wird und wie man es am besten aushält bzw. den anderen mit hocherhobenen Kopf zeigt, dass sie einen nicht brechen können und selbst wenn sie sich noch so oft wünschen, man würde nicht so sein und nicht sein, man existiert immer noch!
»What are you so afraid to lose?
Down on your knees
Begging us please
Praying that we don’t exist
We exist.«
Kennt ihr Arcade Fire? Wie findet ihr das Lied? Wie fühlt ihr euch, wenn ihr diese Worte hört? Wie empfindet ihr das Video? Stimmt ihr Laura Jane Grace zu oder seht ihr das ähnlich, wie Win Butler? Stimmen die Emotionen des Videos? Wie wichtig findet ihr Repräsentation? – Lasst es mich wissen!
Möpmöp, Itchy
Emily J.
Arcade Fire sind für mich für immer: Kalter Rotwein, Spagetti mit Paprikasauce und Rumknutschen auf dem Küchenfußboden…. Gute Band, noch schönere Erinnerungen! Danke für den schönen Post <3
freidichterin
Immer wieder traumhaft, wenn man ein Lied oder eine Band hat, die man mit etwas Tollem verbinden kann!
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