Mein liebes Tagebuch,
ich möchte dir heute erzählen, von all diesen neuen und wunderbaren Techniken, die die Welt erfunden hat. Nur ist das hier mein letzter Eintrag, weil Mami mir eines dieser todschicken tablets gekauft hat und ich da viel bequemer meine Gedanken aufschreiben kann und dann ist das auch sehr platzsparend und es kann sicher niemand lesen, weil es mit einem Passwort geschützt ist. Dein kleines Metallschloss kann man schließlich ganz leicht knacken und dann findet meine große Schwester am Ende noch heraus, dass ich für Markus aus der 8. Klasse schwärme.
Wer ist Markus? Und wer bist du, der du hier mein Internettagebuch mit deinem kleinen quadratischen Papierbüchlein verwechselst hast?
Heute möchte ich euch ein bisschen volljammern, von meinen Sorgen im Bezug auf handgeschriebene und nichttechnische Schriften, explizit dem »Tagebuch«. Denn es ist eine aussterbende Tugend, das Tagebuch schreiben.
Heute haben wir facebook oder twitter, wo wir unsere intimsten Gefühle auf der Pinnwand posten. Oder wir suchen uns soetwas, wie dieses Medium, den Internetblog. Aber wer benutzt noch wirklich regelmäßig das kleine Buch mit dem goldenen Schlösslein, das man wirklich irre einfach aufknacken kann? Niemand. Denn wie uncool ist das denn?
Ich bekenne mich zum fleisigen Benutzer eines Tagebuchs. Und auch wenn meine Tagebücher nur die billige Version der moleskin-Notizbücher, eingebunden in einen selbstgestalteten Einband sind und ich die »allseits bekannten Tagebücher« nicht mehr benutze, schreibe ich tatsächlich fast täglich im Bus, in einer Freistunde oder aber am Abend im Bett meine Gedanken und Gefühle, meine Sorgen, meine Pläne, meine Ziele und natürlich sämtliche Ideen für Geschichten oder andere Dinge, die mich beschäftigen, nieder und blicke auch das eine oder andere Mal zurück. Es ist ein Notizbuch im Chaos der Gefühle. Entsprechend und an mich angepasst gestaltet, habe ich bereits 8 dieser Notizbücher im Laufe der letzten Jahre vollgeschrieben.
»At first I did not know it was your diary, I thought it was a very sad handwritten book.«
– Birdesmaids (2011)
Ein ständiger Begleiter, der dir helfen kann, dich aktiv mit deinen oftmals unverständlichen Gefühlen auseinanderzusetzen. Vor allem für Jugendliche ein wirkliche Hilfe, meines Erachtens.
Aber abgesehen davon, dass du nicht einmal mehr wirklich derartige Tagebücher findest in den einzelnen Schreibwarengschäften, ist die Jugend einfach zu faul Texte zu schreiben. Sie kaufen lieber die topmodel Freundebücher, damit sie Steckbriefe ausfüllen können. (Denk doch mal einer an die Fantasie, die dabei nicht weiter ausgeprägt wird!)
Tagebuch schreiben beruhigt mich und kann mir auch helfen schneller Lösungen zu meinen Problemen zu finden. Das ist wie Brainstorming nur in einem Fließtext. Zusätzlich ist das Schreiben von Hand etwas Essentielles, das nicht aussterben sollte: So und nicht anders wird seit Jahrhunderten geschrieben.
Was haltet ihr davon? Schreibt ihr ein Tagebuch? Mit der Hand oder am Computer? Würdet ihr gerne Tagebuch schreiben? Lasst mir einen Kommentar da!
Mit freundlichen Grüßen
Itchy