Wow – das ist jetzt schon ein ganzer Monat, den ich mich einen “Student” schimpfe.
Mir passiert es immer noch, dass mir Begriffe, wie “Mitschüler”, “Schule” oder “Unterricht” rausrutschen, ich bin noch nicht wieder im “selbstlernen” drinnen und neue Menschen kennen lernen ist immer noch ein großes Bedürfnis.
Außerdem ist das mit dem Alkohol wohl wirklich ein Studentending und ich bin das gar nicht gewohnt!

Seit genau einem Monat studiere ich Journalismus an einer Hochschule im ersten Semester.
Mein Stundenplan ist der popligste, den man sich wahrscheinlich vorstellen kann, ich hab Dienstag bis Donnerstag jeweils von 10.00 – 17.30 mit einer Stunde Mittagspause Vorlesungen in TV, Print- und Hörfunkjournalismus, zusätzlich noch das Fach “Recherche und Quellenbewertung” und Spanisch als Wahlpflichtfach.
Es ist entspannt, ich bin nicht absolut überfordert, aber auch nicht absolut unterfordert.

Die erste Woche war eine absolute Qual:
Montag – Tag 1 hat eine große Begrüßungsveranstaltung für alle Erstsemester und eine Begrüßung für die 95 Erstsemester aus meinem Studiengang stattgefunden. Am Ende der ersten Veranstaltung war ich so mutig und hab sogar beim “Buffet-Empfang” vier Menschen angesprochen (die zufällig meinen Studiengang hatten) und bin mit denen dann auch noch Mittagessen gegangen. Drei davon sind zwar nicht mit mir in meinen Kursen, sondern in der anderen “Studiengruppe”, aber wir treffen uns trotzdem noch ab und an und sind letztens auch zusammen auf eine Party gegangen.
Dienstag und Mittwoch  – Tag 2 und 3 waren dann die O-Tage, die Orientierungstage und das erste Kapitel des Studentenlebens. Es wurde eine Kneiptour und Campus-Games veranstaltet, dazwischen immer wieder unnötig oft Flunkyball gespielt und Punkte gesammelt. Das einzig Witzige war, als sich alle (die wollten) fast oder ganz nackt ausgezogen haben, weil die längste Kleiderkette gewonnen hätte (funfact: wir haben tatsächlich gewonnen, ich war allerdings trotzdem nicht ganz nackt!). Von diesen zwei Tagen hab ich genau eine Person mitgenommen, die ich immer noch sehr nett finde und mit der ich sogar leidenschaftlich zu Elektro-Musik tanzen kann.
Donnerstag und Freitag – Tag 4 und 5 fing dann das Studieren richtig heftig an. Wir hatten gleich einmal Print und Recherche bei der gleichen Dozentin, die mein Selbstbewusstsein innerhalb dieser ersten sechs Stunden Vorlesung komplett zerstört hat, was der Hörfunk-Prof am nächsten Tag nur mit Mühe wieder ein bisschen errichten konnte.
Und dann bin ich erst einmal heim zu meinen Eltern gefahren und hab mein vergessenes Selbstbewusstsein unter dem Bett in meinem Kinderzimmer wieder hervorgekramt.
SO VERDAMMT UNSICHER HAB ICH MICH SCHON SO LANGE NICHT MEHR GEFÜHLT!

Drei Wochen später und es hat sich schon einiges getan:
ich bin zur Besprechung für Kultur-AGs gegangen, hab mich da für Theater entschieden.
Ich hab neue Menschen kennengelernt, bin Teil einer Gruppe zum politischen Austausch geworden, hab mich
irgendwie ins Campusradio eingeschlichen, obwohl man erst ab dem dritten Semester mitmachen darf und hab schon drei Partys befeiert mit etwas zu viel Wein.
Ich merke langsam wie ich ankomme und mich einfinde in diese Rolle des Studenten, der so ein bisschen das Mittelmaß an Party und Studieren findet (hoffentlich) und sich dann nach und nach in die Hochschul- und Studiumseinstellung einfühlt.

Ich hab fast schon den Zwischenweg beim WG-Leben gefunden, kann jetzt auch schon mit der Mikrowelle umgehen (obwohl ich fast komplett ohne aufgewachsen bin) und hab auch fast keine Angst mehr vor der Zukunft. Das letzte ist eine Lüge, aber das ist schon okay.

Der November hat jetzt angefangen und ich bin nicht ganz sicher, was ich sagen soll: das war ganz schön viel und das war ganz schön aufregend und das hat erst eine Menge in mir zerstört und jetzt ganz viel Platz für neue Erfahrungen eröffnet. Ich hab eine angenehme Rolle an der Hochschule für mich gefunden, nicht zu still und nicht zu aufgedreht und das ist besonders wichtig, weil es für mich am wenigsten Energie verbraucht.
Ja und jetzt muss ich nur noch anfangen mich in der neuen Stadt auszukennen. Vielleicht muss ich noch 10.000 mal spazieren gehen, am besten nicht immer nachts und dann irgendwann wird das schon, hoffe ich.

Noch nichts ist perfekt, aber alles hat eine Menge Potential. Ich glaube ich bin da, wo ich sein möchte. Bis jetzt ist das Studieren auch ungefähr so, wie ich mir das vorgestellt habe und das ist schon sehr cool!

Wie ging oder geht es euch in den ersten Wochen im Studium? Wie habt ihr das geschafft, dass euch nicht alles absolut überfordert und wie schnell kann man sich überhaupt einfinden und dann schon wieder richtig festhängen in seinen Rollen? – Lasst es mich wissen, wie ihr das erlebt habt oder wie ihr euch das vorstellt!

P.S.: Nachtrag: das einzige Problem, dem ich bis jetzt begegnet bin, ist, dass die Menschen schon fast zu sehr in ihren festen Gruppen hängen und nicht wirklich ausbrechen wollen und mega irritiert sind, wenn man mal mit ihnen redet, obwohl man vorher noch nie mit ihnen geredet hat.

xx itchy

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